Die Wahrheit über Merinowolle
Welcher Gedanke kommt euch beim Wort "Wolle" als erstes in den Sinn? Wir denken sofort an ein warmes, flauschiges und angenehmes Gefühl auf der Haut. Ihr fragt Euch, was Wolle so besonders macht?
Was sie wirklich kann, wie sie hergestellt wird und was es mit dem Hype um Merinowolle auf sich hat, erfahrt Ihr heute. Zudem berichten wir nicht nur über die guten Eigenschaften, sondern beleuchten auch ihre Schattenseiten, insbesondere die der Merinowolle. Gut aufpassen, es wird richtig spannend!
Von Pia Erichsen
28. September 2023
So wird Wolle zum Garn
Nach dem Scheren wird die Wolle nach Farbe und Qualität sortiert und gewaschen. In dem gereinigten Vlies sind alle Fasern wild verteilt, deshalb wird dieser aufgelockert und gekämmt. Zu diesem Zeitpunkt kann die Wolle auch gefärbt werden. Im nächsten Schritt werden die Fasern zu einem Garn gesponnen. Der gleichmäßige Faden entsteht durch das Verziehen und Zusammendrehen der einzelnen kurzen Fasern und wird auf ein Knäuel oder zu einem Strang gewickelt.
Positiv
- Sie wärmt, wenn es kalt ist Sie
- kühlt, wenn es warm ist
- Sie ist schmutzabweisend
- Sie ist besonder leicht bei hoher Wärmeleistung
- Sie ist resistent gegen unangenehme Gerüche
- Sie verfügt über einen natürlichen UV-Schutz
- Sie ist atmungsaktiv
- Sie nimmt Feuchtigkeit auf
- Sie ist elastisch
- Sie knittert nicht
- Sie lädt sich nicht elektrostatisch aus
- Sie ist schwer entflammbar
Negativ
- Sie kann beim Waschen leicht eingehen
- Sie kann auf empfindlicher Haut kratzig sein
- Es können sich Knötchen und Fusseln bilden
- Sie ist anfällig für Motten
- Sie hat eine geringe Reißfestigkeit
Die beliebte Schafswolle
Bis ins 19. Jahrhundert war Wolle ein kostbares Material und wurde nur von privilegierten und wohlhabenden BürgerInnen getragen. Seitdem Europa die Schafswolle aus Australien und Neuseland importieren kann, ist diese in großen Mengen verfügbar und wurde damit für die breite Bevölkerung erschwinglich.
Das geschorene Fell von Schaffen wird auch Vlies genannt und besteht (1) aus der äußeren Haarschicht, welche steif und grob ist und die gegen Witterung schützt und (2) aus der inneren Haarschicht, welche weich und fein ist und die Körpertemperatur reguliert. In der Regel wird die Schafwolle aus den inneren Haaren gewonnen. Das flauschige Gefühl ensteht durch die schuppige Außenschicht des Haares und dessen Kräuselung, die sich je nach Rasse stark unterscheidet. Je gleichmäßiger die Faserstruktur ist, desto besser ist die Qualität der Kleidung.
In Deutschland werden die Schafe in der Regel einmal im Jahr geschoren. Durschnittlich erbringt jedes Schaf 3,5 Kg Wolle, der Wert unterscheidet sich je nach Rasse und Alter. Aufgrund der Züchtung hat sich die Menge verdreifacht.
Warum Merinowolle nicht kratzt
Merinoschafe gehören zur Rasse der Feinwoll-Schafe. Ihre Haare sind besonders fein, weich und stark gekräuselt. Die Fasern der Merinowolle sind nur halb so dick wie herkommliche Wollfasern und nur ein Viertel so dick wie ein menschliches Haar. Je feiner Wollfasern sind, desto stärker krümmen sie sich beim Berühren Eurer Haut. Merinofasern kräuseln sich mit bis zu 40 Richtungsänderungen pro Zentimeter. Dadurch wird die Haut deutlich weniger gereizt und es entsteht kein unangenehmes Jucken. Wir empfinden eine Faser ab einer Dicke von 25 Mikrometern als kratzend. Die Merionfaser bewegt sich im Bereich zwischen 16,5 und 24 Mikrometer. Gewöhnliche Schafwolle ist viel gröber und doppelt so dick, das menschliche Haar hat einen Durchmesser von ca. 30 bis 80 Mikrometern.
Worauf Ihr beim Kauf von Merinowolle achten solltet
Auf den ersten Blick scheint Merinowolle nur Vorteile mit sich zu bringen, doch ist das wirklich so? Bei all den tollen Eigenschaften gerät eine wichtige Frage schnell in den Hintergrund: Woher genau stammt die Wunderwolle?
Könnt Ihr mit dem Begriff "Mulesing" etwas anfangen? Falls nicht, müsst Ihr unbedingt weiterlesen! Wir bringen Licht ins Dunkle.
Das große Problem "Mulesing"
Was viele nicht wissen ist, dass die Herstellung von Merinowolle oftmals mit großem Leid für die Tiere verbunden. Damit möglichst viel Wolle gewonnen wird, werden die Merinoschafe auf viele Hautfalten gezüchtet. Dadurch sind die Schafe besonders anfällig für den Befall von Fliegenmaden. Die Fliegen legen ihre Eier in die Hautfalten in der After- und Genitalregion ab, denn dort ist es warm, feucht, schmutzig und schlecht belüftet. Die geschlüpften Fliegenmaden fressen sich in das Gewebe der Schafe und dadurch kommt es zu schweren Entzündungen und oftmals zum Tod der Schafe. Um dies zu verhindern werden den Lämmern die Hautfalten um After, Vulva und Schwanz ohne Betäubung herausgeschnitten. Die Narben werden nicht weiter behandelt und müssen von alleine heilen. Auf dem Narbengewebe wächst keine Wolle mehr und die Fläche bleibt faltenfrei, so dass die Fliegen keine Maden legen können.
Mulesingfreie Produktion
Wir bei Comazo verurteilen so ein Verfahren auf das Schärfste und setzen deshalb auf 100% mulesingfreie Produkte.
Darauf solltet Ihr beim Kauf von Merinowolle achten
- Fragt, ob die Wolle in Australien produziert und das "Museling"-Verfahren eingesetzt wurde
- Gibt es keine Auskunft über das Herstellungsverfahren, kauft keine Merinowolle
- Verlangt Transparenz von allen Unternehmen, die Produkte aus Merinowolle anbieten und bisher keine Auskunft geben
- Unterschreibt Protestbriefe und untersützt Kampagnen gegen dieses Verfahren damit auch Australien ein Verbot ausspricht